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Soll ich oder Soll ich nicht?

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Mein duftes Bücherregal hat vor ein paar Tagen Zuwachs bekommen. Noch ein Fachbuch über ätherische Öle und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Ein Fachbuch, dass ich eigentlich gar nicht mehr brauche, denn ich bin Rente und was die ätherischen Öle angeht, sicher kein Laie mehr.

Jetzt sitze ich vor meinem Laptop und überlege, ob es Sinn macht, auf dem Lupus-Blog eine Buchvorstellung über ein Buch mit dem Titel "Aromapraxis für Pflege- und Heilberufe" (und nein - es geht nicht um eine Neuauflage von "Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe) zu schreiben. Soll ich oder soll ich nicht?



Dieses Buch richtet sich an Pflege - und Heilberufe, nicht an Laien - also 1:0 für "Soll ich nicht".


Aber in diesem Buch wird eindrucksvoll erklärt was ätherische Öle sind und wie sie wirken - intensiver erklärt, als in einem Buch für Neueinsteiger. Also habe ich jetzt ein 1:1 unentschieden.

Beim weiterblättern entdecke ich auf den Seiten 26 bis 31 Informationen, die mich sehr interessieren, aber sind Studien oder Begriffe wie Rezeptor, OR2AG1, Effluxpumpen wirklich hier richtig? 2:1 für "Soll ich nicht".



Das Thema rund um die Inhaltsstoffe der ätherischen Öle und deren Gewinnung ist ein abolutes Muss für jeden Anwender, doch so ausführlich wie auf den Seiten 32 bis 46 muss es nur für "Profis" sein. Also ein 3:1 für "Soll ich nicht".

Die rechtlichen Aspekte für Heilpraktiker und Pflegende füllen die Seiten 47 bis 56. Wissen für Profis, ebenso die folgenden Seiten bis zu Kapitel 6.2.3 - es steht 4:1 für "Soll ich nicht".

Vorsichtsmaßnahmen, potenzielle Kontraindikationen, Wechselwirkungen und Anwendungsformen sind auf 4 Seiten ausführlich beschrieben - die "Soll ich" Mannschaft holt auf, es steht 4:2.


 

Eine Grundausstattung bestehend aus 10 fetten Pflanzenölen, 20 ätherischen Ölen und 4 Hydrolaten ist überschaubar, doch welchen Nutzen hat jemand von diesem Wissen, der ätherische Öle nur privat anwendet. Es reicht weder für ein 5:2 für "Soll ich nicht", noch für ein 4:3.

Auf den Seiten 71 bis 73 werden die fetten Pflanzenöle beschrieben, einschließlich Indikation und Hinweisen. Unter den Indikationen finden sich Neuralgien, Muskel- und Gelenkschmerzen, trockene Haut und Schleimhäute, Aphten, irritierte Haut. All das sind Symptome, die bei einem Lupus auftreten können und so wäre es vielleicht doch hilfreich, ins Buch zu schauen, also 4:3 für "Soll ich nicht".



Die vorgestellten 20 ätherischen Öle sind mit Bedacht gewählt. Sie sind, mit Ausnahme von Melisse und Römischer Kamille, kostengünstig, das heißt 5ml kosten durchschnittlich unter 8 €. Trotzdem decken sie eine Vielzahl von Indikationen ab, zu denen Rezepturen in Teil 3 auf 107 Seiten zu finden sind.

Jedes einzelne ätherische Öl wird mit einer zusammenfassenden Beschreibung als zweite Überschrift vorgestellt, so kann man es gleich besser einordnen. Darunter findet sich eine Spalte mit weiterführenden Informationen und Studien. Natürlich werden auch der verwendete Pflanzenteil, die Gewinnungsart, die Duftnote und Duftqualität, körperliche und seelische Hauptindikationen, Nebenwirkungen, Kontraindikationen, Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche, besonders effektive Anwendung und vergleichbare Öle erwähnt. Zusätzlich gibt es manchmal ein grünes Feld mit einen Praxistipp und, falls erforderlich, ein rotes "Beachte"-Feld. Auf der gegenüberliegenden Seite findet sich ein großes Foto der jeweiligen Pflanze.


Die vier Hydrolate (Immortelle, Melisse, Orangenblüte und Rose) sind die Elite unter den Pflanzenwässern. Sie decken sowohl seelische Schieflagen als auch diverse körperliche Probleme ab und sind zusätzlich ganz wunderbare Grundlagen für Sprays.


Die von den beiden Autorinnen vorgestellte Grundausstattung würde je nach Anbieter (aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz) im Moment etwa 150 € kosten und ist wirklich ausreichend (bei mir steht bestimmt das dreifache an "Ausstattung" im Schrank).

Für mich steht es jetzt ganz eindeutig 4:4 unentschieden.


Der Teil mit den Rezepturen ist in

  • Psyche und Emotionen
  • Schmerzen
  • Erkrankungen des Nervensystems
  • Erkrankungen des Herz-, Kreislauf-, Gefäßsystems
  • Erkrankungen des Verdauungstraktes
  • Erkrankungen der Atemwege
  • Erkrankungen der Harnwege und der Prostata
  • Zyklus - und homonelle Störungen
  • Erkrankungen der Haut/Schleimhaut und der Haare
  • Schnelle Hilfe, Vorsorge und Begleitung


Zitat von Seite128:

"In dem folgenden Indikationsteil sind diejenigen Erkrankungen und pflegerischen Anwendungen zusammengestellt, bei denen sich Aromatherapie und -pflege sowohl basierend auf Studien als auch aus praktischer Erfahrung als besonders hilfreich erwiesen und bewährt haben."

Nach dem Lesen dieses Satzes müsste es eigentlich jetzt 5:4 für "Soll ich nicht" stehen.

Aber der Ball ist nicht über die Linie gerollt....



Schlage ich die Seite 131 auf, finde ich Rezepturen zur Unterstützung bei Angst/Ängstlichkeit und Depression/depressiver Verstimmung. Es gibt Basisrezepturen, deren Grundlage die Grundausstattung ist und dann auch Spezialrezepturen, die andere ätherische Öle (teurer, seltener) enthalten.

Weiter geht es mit Unterstützung bei Erschöpfung/Burn-Out, Schlafstörungen, Antriebsschwäche, Konzentrationsmangel und vielen anderen Beschwerden im Bereich Psyche und Emotionen. Ich habe die Probleme herausgesucht, die sicher nicht nur mir, sondern auch anderen Lupis durchaus bekannt sind.


Die Seiten 147 bis 158 füllen Mischungen zu den unterschiedlichen Schmerzen, die Mensch und Lupusinhaber so haben kann. Von Kopf bis Fuß ist alles abgedeckt.


Die Erkrankungen des Nervensystems haben ihren Einsatz auf den Seiten 159 bis 166. Für mich sind die Rezepturen zum Tinnitus interessant, da ich mir die vorgeschlagenen ätherischen Öle so nicht gemischt hätte.

Mit den Vorschlägen zum Riechtraining bei Geruchsstörungen durch eine COVID-19-Infektion ist das Buch auf der Höhe der Zeit.


Den Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Gefäßsystems sind die nachfolgenden Seiten gewidmet. Auf Seite 170 finden sich Rezepturen bei kalten Füßen - der Morbus Raynaud ist eine häufig auftretende Begleiterkrankung beim Lupus, aber auch Rhythmusstörungen und der Blutdruck werden bedacht.

Hilfreiche Unterstützungsmöglichkeiten bei Lymphstauungen/Lymphödemen findet man ebenso.


Ab Seite 173 geht es um Erkrankungen des Verdauungstraktes. Nicht nur bei Sodbrennen, Übelkeit, Reizmagen und Reizdarmsyndrom findet man Unterstützung, sondern zum Beispiel auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn.


Rezepturen um Erkältungsviren Einhalt zu gebieten, findet man genauso wie Mischungen bei chronischen Erkrankungen der Atemwege - Asthma, Reizhusten und COPD eingeschlossen.


Bei Einnahme von Immunsuppressiva kann als unangenehme (höchst nervige) Begleiterscheinung die Neigung zu Blasenentzündungen auftreten. Mit Vorschlägen für Ölauflagen, Einreibungsölen und Sitzbädern gibt es hilfreiche Unterstützung.


Zyklus - und hormonelle Störungen ist das nächste Kapitel. Ein Kapitel bei dem ich nicht mitschreiben kann, denn ich weiß weder wie sich eine Dysmenorrhö anfühlt noch was Hitzewallungen sind. Zumindest von diesen Problemen bin ich verschont geblieben.


Bei den Erkrankungen der Haut/Schleimhaut und der Haare sieht es dagegen anders aus. Gleich das erste Problem, Aphten, kenne ich nur zu gut. Weiter geht es mit empfindlicher Haut (kennt wahrscheinlich jeder, der Cortison nimmt oder genommen hat), trockener/rissiger Haut, Neurodermitis, Psoriasis, Hämatome, Striae - um nur die Beschwerden zu nennen, die mit einem Lupus einhergehen können. Außerdem finden sich z. B. Rezepturen bei Cellulite, Akne, Couperose und Ekzemen verschiedenster Ursache.

Bei den infektiösen Hauterkrankungen begegnet man Mischungen zur Unterstützung bei Lippenherpes und Gürtelrose und Neuralgien nach einer Gürtelroseninfektion - unter Umständen Begleiterscheinung der medikamentösen Immunsuppression.

Auch Warzen, Mundsoor, Pilz - und Lausbefall finden Erwähnung - sicher nicht so relevant für Lupusinhaber.


Das letzte Kapitel "Schnelle Hilfe, Vorsorge und Begleitung" enthält viele Tipps für den häuslichen Alltag wie Insektenabwehr, Hilfe bei Insektenstichen, Sonnenbrand, blutende Wunden, Narbenpflege aber auch eine Menge Mischungen speziell für Pflegenden/Pflegeeinrichtungen.


Neben den Rezepturen gibt es eine Menge Hintergrundinformationen über die erwähnten Beschwerdebilder, Studien und auch wieder, falls nötig, ein rotes Beachte-Feld. Es werden Austauschmöglichkeiten für die ätherischen Öle beschrieben und manchmal gibt es ein Feld mit Hintergrundwissen.

Für mich steht es nach dem Durcharbeiten von Teil 3 eindeutig 5:4 für "Soll ich".


Der vierte Teil beginnt mit einer Übersicht über spezielle ätherische Öle und Hydrolate und Bezugsquellen für ätherische Öle, Pflanzenöle, Hydrolate und Zubehör.

Es gibt ein Verzeichnis der einzelnen ätherischen Öle und Hydrolate mit Indikation und Anwendungsform, weiterführende Informationen und natürlich den Literaturnachweis.

Den Abschluß bilden das Glossar, ein Sachverzeichnis und Informationen (Werbung) einzelner Firmen, die man auch hier in der Spalte rechts unter "ätherische Öle und mehr" finden kann - meine Lieblinge eben.



Ich habe viel Neues entdeckt, viele hilfreiche Rezepturen für  Lupus-Beschwerden gefunden und für mich persönlich ist es völlig ok, dass die "Soll ich"-Mannschaft vorne liegt, aber ich überlasse es den Lesern, ob der Artikel auf meinem Lupusblog für sie hilfreich ist oder nicht.

Und mal so ganz nebenbei bemerkt, ist das neueste Werk des Irland/Hunsrück-Duos eine Bereicherung für alle duften Pflegekräfte, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Heilpraktiker und alle, die ihre Mitmenschen mit Hilfe der Aromapraxis unterstützen möchten.



Das Buch ist im Haug Verlag erschienen und hat die ISBN: 978-3-13-245365-4

Man kann es hier bei den Autorinnen bestellen oder wenn möglich, wie ich, im örtlichen Buchhandel.

Enthält unbezahlte Werbung.

 

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