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Ätherische Öle kaufen - gar nicht so einfach

Das Angebot an ätherischen Ölen ist riesig. Die kleinen blauen, braunen  oder violetten Fläschchen begegnen uns in Bioläden, Reformhäusern, Apotheken, Drogeriemärkten, auf Weihnachts- oder Handwerkermärkten, im Internet und manchmal auch in einem Kaffeegeschäft.

Die Bezeichnungen sind unterschiedlich und verwirrend, ebenso die oft gravierenden Unterschiede beim Preis.

Ich habe die wichtigsten Informationen zusammengetragen, um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.



Es finden sich unterschiedliche Bezeichnungen auf den Etiketten - Duftöl, Parfumöl, naturidentisches Öl und ätherisches Öl. Worin bestehen die Unterschiede und welches dieser Produkte ist für die Aromapraktik/Aromapflege/Aromatherapie geeignet?

 

Duftöle und Parfumöle sind immer synthetischen Ursprungs. Sie bestehen aus Molekülen, die im Labor zusammengestellt wurden und in dieser Form in der Natur nicht vorkommen. Hauptsächlich werden diese Mischungen von der Industrie verwendet, um zum Beispiel Kosmetika und Waschmittel zu beduften. Es gibt viele Menschen, die auf synthetische Duftstoffe allergisch reagieren - eine Krankheit, die sich leider immer weiter ausbreitet ist die MCS (Multiple Chemical Sensitivity) - eine vielfache Chemikalienunverträglichkeit. 

Nicht geeignet !

 

Die Bezeichnung "naturidentische ätherische Öle" ist häufig verwirrend. Diese Öle werden im Labor synthetisch hergestellt, allerdings aus in der Natur vorkommenden Molekülen. Diesen Ölen fehlt die Synergie der naturreinen ätherischen Ölen und somit auch deren Wirkung.

Nicht geeignet!

 

Naturreine ätherische Öle werden auch als genuin bezeichnet. Man gewinnt sie durch unterschiedliche Herstellung (Wasserdampfdestillation, Kaltpressung, Extraktion - Hexan, Ethanol, Kohlendioxid) aus Pflanzen, deren Bezeichnung botanisch/wissenschaftlich eindeutig definiert sein muss. Die Inhaltsstoffe unterliegen natürlichen Schwankungen und es werden weder Inhaltsstoffe abgezogen noch chemische Substanzen zugefügt.

Geeignet!

 

Damit nicht genug mit der Verwirrung, denn um das Durcheinander perfekt zu machen, hat sich die EU verschiedene Deklarationsmöglichkeiten für die naturreinen ätherischen Öle ausgedacht:

  • Bedarfsmittel
  • Kosmetikum
  • Lebensmittel

Bedarfsmittel

Laut Gesetz müssen folgende Hinweise auf dem Etikett vorhanden sein:

  • deutscher Pflanzenname
  • botanischer Pflanzenname
  • Ursprungsland
  • Angabe des Pflanzenteils
  • Gewinnungsverfahren
  • Angaben über den Anbau (konv., Wildsammlung, kbA, DEMETER)
  • 100% naturreines ätherisches Öl
  • genaue Angaben über den Zusatz, Mischung in %
  • genaue Füllmenge
  • Chargennummer
  • Zertifizierung/Kontrollstelle
  • Anwendungsempfehlung, z.B. Raumbeduftung
  • Sicherheitshinweise
  • Verwendungsdauer nach dem Öffnen
  • Gefahrensymbole und Warnhinweise, individuell je nach Öl

Kosmetikum

Laut Gesetz müssen folgende Hinweise auf dem Etikett vorhanden sein:

  • deutscher Pflanzenname
  • botanischer Pflanzenname
  • Ursprungsland
  • Angabe des Pflanzenteils
  • Gewinnungsverfahren
  • Angaben über den Anbau (konv., Wildsammlung, kbA, DEMETER)
  • 100% naturreines ätherisches Öl
  • genaue Angaben über den Zusatz, Mischung in %
  • genaue Füllmenge
  • Chargennummer
  • INCI > Inhaltsstoffe
  • Zertifizierung/Kontrollstelle
  • Naturkosmetik - Logo
  • Dosierungsempfehlungen für kosmetische Anwendungen
  • Verwendungsdauer nach dem Öffnen

 


Lebensmittel

Laut Gesetz müssen folgende Hinweise auf dem Etikett vorhanden sein:

  • deutscher Pflanzenname
  • botanischer Pflanzenname
  • Ursprungsland
  • Angabe des Pflanzenteils
  • Gewinnungsverfahren
  • Angaben über den Anbau (konv., Wildsammlung, kbA, DEMETER)
  • 100% naturreines ätherisches Öl
  • Sicherheitshinweis
  • Chargennummer
  • Mindesthaltbarkeitsdatum
  • Liste der Bestandteile
  • Kontrollstelle
  • Verwendungszweck, z.B. Würzessenz
  • genaue Füllmenge

Am Beispiel von Neroli 10% wird deutlich, wie verwirrend die unterschiedliche Deklaration sein kann:

Hier wird Neroli 10% als Kosmetikum deklariert - es finden sich keine Gefahrensymbole auf dem Etikett, die Gefahren wie Leichtentzündlich und von Zündquellen fernhalten finden sich hier nur in schriftlicher Form.

Dafür werden gemäß der INCI (International Nomenclature Cosmetic Ingredients) Farnesol, Limonene und Linalool ausgewiesen.

Die Zahl neben dem geöffneten Döschen rechts unten gibt das Haltbarkeitsdatum in Monaten nach dem Öffnen an.


Hier ist Neroli 10% als Bedarfsmittel deklariert, mit Gefahrensymbolen und ohne die INCI. Der angegebene Alkohol ist bei Firmen aus Europa immer 90 % Bio-Weingeist.

Der Hinweis "Bei Berührung mit der Haut: Mit viel Wasser und Seife waschen" macht es dem Laien nicht leichter, sich im Wirrwarr der Deklarationen zurecht zu finden.


Bei dem blauen Neroli-Etikett sind am linken Rand kleine Piktogramme zu sehen. Auch die sind sehr dazu geeignet, Verwunderung hervorzurufen. Gefahrensymbole auf einem ätherischen Öl??? Auch sie sind gesetzlich vorgeschrieben und haben etwas mit den Inhaltsstoffen des jeweiligen Öls zu tun. Auf dem grünen Neroli-Etikett findet man sie jedoch nicht - der Grund liegt in der unterschiedlichen Deklaration des Neroli-Öls.

Verwirrung komplett...

So finden sich auf den ätherischen Ölen, die als Bedarfsmittel deklariert sind folgende Gefahrensymbole/Piktogramme:

  • Ätzend
  • Entzündlich
  • Gesundheitsschädlich
  • Reizend
  • Umweltgefährlich

Beim Anklicken des Piktogramms erscheint die Erklärung

Danke Eliane, dass ich hier ein paar Infos nachlesen konnte. Klicken lohnt sich...


Ist ein ätherisches Öl als Kosmetikum deklariert, besteht die gesetzliche Vorgabe einer Naturkosmetikzertifizierung. Diese muss durch ein Logo auf dem Etikett kenntlich gemacht werden:


Seit 2008 gibt es das NATRUE - Siegel für Naturkosmetik. Gegründet wurde der Verein von bekannten Naturkosmetik-Firmen wie zum Beispiel  Dr. Hauschka, Farfalla, Lavera, Logocos, Primavera und Weleda, da diesen Firmen die BDIH - Zertifizierung nicht streng genug war.

Wer etwas tiefer in die 3 Zertifizierungsstufen von NATRUE und die Arbeit und Ansprüche des Vereins eintauchen möchte, kann es auf der Seite des Vereins tun.

 



Der Bundesverband deutscher Industrie - und Handelsunternehmen (BDIH) hat dieses Siegel 2001 entwickelt, um kontrollierte Naturkosmetik zu zertifizieren, die klar definierte Kriterien erfüllen muss.

Die pflanzlichen Rohstoffe sollen zum Beispiel überwiegend aus ökologischem Anbau stammen, Tierversuche sind in allen Bereichen verboten. Synthetische Farb- und Duftstoffe, Silikone und Paraffine sind ebenso nicht erlaubt wie andere Erdölprodukte, tierische Fette und Collagen tierischen Ursprungs.

Hier gibt es weitere Informationen.

 



 

Das Ecocert-Siegel sieht man nicht so häufig. Der französische Verband wurde 1991 gegründet und zertifiziert nicht nur Naturkosmetik.

Hier gibt es weitere Informationen.

 



Zusätzlich findet man auf den ätherischen Ölen noch andere Siegel, wie zum Beispiel:

 

 

 

diese Zertifizierung gibt es nur für ätherische Öle aus der EU



 

 

 

das Siegel für den höchsten Bio-Standard der Welt



Das DEMETER - Siegel wird an zertifizierte Bioprodukte vergeben, deren Erzeugung aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft nach den strengen DEMETER - Richtlinien stammt.



 

Das EU-Bio-Siegel gilt EU - weit als verbindliches Siegel für Produkte, die nach den EU-Bio-Richtlinien erzeugt wurden.



 

 

Das deutsche, staatliche Bio-Siegel - kennzeichnet Mindestkriterien, die der EU-Öko-Verordnung genügen müssen.



Eine weitere Möglichkeit ätherische Öle zu deklarieren habe ich bisher außer Acht gelassen - die nach DAB (Deutsches Arzneibuch) oder dem Europäischen Arzneibuch (Pharmacopoea Europaea, Ph.Eur.) standartisierten ätherische Öle. Dieser Standard legt die biochemische Zusammensetzung und die nachgewiesene Wirkung der ätherischen Öle fest und so müssen die Öle unter Umständen verändert werden, um diesem Standard gerecht zu werden. Sie sind dann nicht mehr in ihrer natürlichen Zusammensetzung, die Schwankungen (z.B. Wetter, Boden, geografische Lage) unterliegt. Diese Standards berücksichtigen aber weder die Anbau - noch die Herstellungsmethode, so dass diese Öle nicht umweltfreundlich und die Natur achtend erzeugt werden müssen.

Im Moment gibt es 25 Öle, die durch die Ph. Eur. standartisiert/monografiert sind - der Fachbegriff für diese Öle ist aetheroleum. Pfefferminzöl heißt dann Menthae piperitae aetheroleum und darf mit Aussagen zur therapeutischen (heilenden) Anwendung deklariert werden.

 

Weiter geht es mit der Verwirrung, denn einige Apotheken haben auch 100% naturreine ätherische Öle im Angebot. Diese haben dann eine PZN (Pharmazentralnummer) auf den Etiketten. Diese Nummer ist ein bundeseinheitlicher Identifikationsschlüssel für Arzneimittel, Medizinprodukte und anderen Apothekenprodukten.

Die achtstellige PZN (siehe Fotos) wird von der IFA (Informationsstelle für Arzneispezialitäten) GmbH in Frankfurt vergeben und ist nicht kostenfrei. Sie kennzeichnet Name, Packungsgröße, Darreichungsform, Wirkstoffstärke. So hat zum Beispiel Bergamotte in einer Abfüllung von 10ml eine andere PZN als in einer Abfüllung von 5ml.


Diese ätherischen Öle dürfen jedoch nicht mit einer therapeutischen Aussage deklariert sein. Auf den Fotos ist zu sehen, dass sie in diesem Fall als Bedarfsmittel (oben) und als Kosmetikum (unten) deklariert sind.


Mir sind Primavera und Taoasis bekannt, die ätherische Öle mit einer PZN im Sortiment haben. Es ist durchaus möglich, dass es weitere Firmen gibt.

In Östereich gibt es die PZN auch, andere EU-Länder haben eigene Regeln.

Die Bahnhof-Apotheke in Kempten zum Beispiel hat Aromamischungen im Sortiment, die sie selbst herstellen. Das ist mit einem immensen Aufwand verbunden, da die Vorschriften sehr streng (und für Laien undurchschaubar kompliziert) sind. Aus diesem Grund gibt es in den Apotheken kaum noch eigene Rezepturen (wenn man ein wenig nach unten scrollt, kann man hier ein Bild einer Apothekenrezeptur finden).


Noch einmal zur Verdeutlichung:

  • ätherische Öle, die als Bedarfsmittel deklariert sind, dürfen NICHT mit Aussagen zur therapeutischen Anwendung beworben werden, daher findet sich auf manchen Etiketten auch nur der Hinweis "zur Raumbeduftung", auf anderen gibt es keine Aussage zur Verwendung
  • ätherische Öle, die als Kosmetikum deklariert sind, dürfen NICHT mit Aussagen zur therapeutischen Anwendung beworben werden. Auch hier ist firmenabhängig, ob etwas auf den Etiketten steht, zum Beispiel "Kosmetikum zur Aromapflege"
  • ätherische Öle, die als Lebensmittel deklariert sind, dürfen NICHT mit Aussagen zur therapeutischen Anwendung beworben werden.
  • ätherische Öle, die nach DAB oder Ph.Eur. monografiert sind (zur Zeit 25), dürfen MIT Aussagen zur therapeutischen Anwendung (Heilaussagen) beworben werden.

Wie schwierig und problematisch Aussagen zur Wirksamkeit ätherischer Öle sind, ist gerade wieder ganz deutlich geworden. Wer mag kann hier etwas dazu lesen oder hier etwas dazu hören.

Mir persönlich ist es unbegreiflich, dass in Europa ansässige Firmen mit solchen Gesetzen konfrontiert werden, es aber Firmen aus nicht europäischen Ländern hier erlaubt ist, ihre Produkte mit therapeutischen Aussagen zu bewerben.


Für mich sind diese Deklarationen auf den Fläschchen ein absolutes Muss, ohne geht es gar nicht. Firmen in Europa müssen sich an diese gesetzlichen Vorgaben halten und mir gibt es die nötige Sicherheit und das Vertrauen in die Öle dieser Firmen. Keine dieser Deklarationsarten sagt etwas über die Qualität der ätherischen Öle aus - ganz im Gegenteil (auch wenn die europäischen Vorgaben von einigen Menschen dazu benutzt werden, um die Qualität dieser Öle als schlecht und verfälscht darzustellen).

Alle anderen Deklarationen, die sich auf die Qualität ätherischer Öle beziehen, sind in den meisten Fällen Eigenkreationen der (nicht in Europa beheimateten) Firmen, markenrechtlich ™ geschützt und schwer nachzuvollziehen.

 

Nach meiner Meinung sollten wir uns, so weit es uns möglich ist, der Natur gegenüber achtsam verhalten. Aus diesem Grund bevorzuge ich Firmen aus unserer deutschen Heimat oder dem näheren, europäischen Ausland. Da ich auf einige ätherischen Öle, die einen langen Weg zu uns haben, nicht verzichten kann, soll der ökologische Fussabdruck, den ich mit der Verwendung meiner geliebten ätherischen Ölen hinterlasse, nicht unnötig groß sein. Zudem habe ich die Gewißheit, dass all diese Firmen eine naturnahe und transparente Firmenphilosophie haben und dass es wenigstens eine Bio-Zertifizierung gibt. Zudem lassen sie zunehmend ätherische Öle von unabhängiger Stelle untersuchen und zertifizieren (kostet Unsummen).

 

Ich hoffe mein Beitrag kann dazu beitragen, dass sich vor einem Kauf ätherischer Öle umfassender informiert wird und intensiver nachgefragt. Ich hoffe, dass mein Beitrag dazu beitragen kann, sich vor einem Kauf ätherischer Öle mit der Firmenphilosophie der einzelnen Anbieter genauer auseinanderzusetzen.


Eine Liste meiner Lieblingsanbieter von ätherischen Ölen (und mehr) findet sich auf der Startseite in der Linkliste.

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