Seelenhunde - Hundeseelen

26. Juli 2019

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum Sie genau diesen Hund zu Hause haben?

War es eine Kopfentscheidung, weil Sie Ihren Hund für eine bestimmte Aufgabe benötigen, zum Beispiel als Begleithund, Jagdhund, Rettungs- oder Suchhund? Oder lieben Sie die Rasse so sehr, dass kein anderer Hund eine Chance gehabt hätte? Oder wollten Sie einen Hund aus einer Auffangstation, einem Tierheim oder aus einer Tötungsstation? Was hat bei all diesen Überlegungen nun aber den Ausschlag gegeben, dass es Ihr Hund geworden ist - das Herz/der Bauch oder der Kopf?

 



Auf dem Foto sehen Sie meinen Seelenhund und ich werde den Moment, an dem ich mich für Max entschieden habe, nie im Leben vergessen.

Es war ein kalter Märztag, die Wolken hingen tief und die Sonne schenkte uns nur ein weiches Licht. Vor einer Woche hatten wir unseren Henri einschläfern lassen müssen und jetzt war ich mit meinem Sohn und unserer Huskyhündin Svenja unterwegs zu einer Husky-Auffangstation, um Svenja einen neuen Hundekumpel zu holen. Ich stand, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und schaute mit Entsetzen zu, wie zwei Mitarbeiter der Auffangstation versuchten, den Husky, der frei auf dem eingezäunten Innenhof herumlief, an die Leine zu bekommen. Svenja trottete langsam hinter dem Husky her, machte aber keine wirklichen Annäherungsversuche. Mein Sohn stand scheinbar gelassen neben mir und schaute dem Treiben zu, während mir mein Verstand immer eindringlicher zuflüsterte: „geh, geh schnell und lass diesen Husky hier“. Ich dachte an die letzen drei Monate, die wir um unseren Henri gekämpft haben, der nach einer Rattengiftvergiftung (durch einen Menschen, der keine Hunde mochte) eingeschläfert werden musste. Es soll wohl kleinere Blutungen im Gehirn gegeben haben und so mussten wir zusehen wie aus einer wundervollen, liebenswerten und gutmütigen Fellnase eine nicht zu kontrollierende Zeitbombe wurde. Eine Woche vor diesem denkwürdigen Tag hatten wir Henry ins Regenbogenland geschickt. Es war eine schwere und anstrengende Zeit und nun stand ich in diesem Innenhof und sollte den nächsten "Problemhund" mit nach Hause nehmen? Svenja war noch nie in ihrem Leben ohne einen Kumpel an ihrer Seite, aber ich war eher geneigt, Svenja als Einzelhund zu halten, als mit dem Husky, der so offensichtlich Angst vor Menschen hatte, nach Hause zu fahren.

Amruk (so hieß Max damals noch) hatte sich in der Zwischenzeit in eine ausweglose Situation gebracht - hinter sich die Zaunecke, vor sich die zwei Mitarbeiter der Auffangstation - während ich mich entschieden hatte, den Husky dort zu lassen. Ich hatte mich schon fast weggedreht, als Amruk sich plötzlich setzte, den Kopf nach vorne sinken ließ, die Ohren nach hinten legte und mit einem Blick in meine Richtung schaute, der mich innehalten ließ. Sein Blick, seine Körperhaltung, alles an ihm drückte sein Aufgeben aus und all das traf mich völlig unvermittelt. Amruks braune Augen waren so voller Traurigkeit, so ohne Lebensfreude und diese Augen schalteten meinen Verstand aus. Amruk war 8 Monate alt – wie konnte ein junger Hund solch traurige Augen haben?

Dieser Moment war der erste von vielen Momenten, die noch folgen sollten, in denen mein Seelenhund und ich diese Magie zwischen uns spürten.

 

Ich hatte meinen neuen Hund ganz eindeutig mit dem Herz gefunden.

Es war nicht einfach, Max in unsere Familie zu integrieren, denn er hatte eine Heidenangst vor Männern, war unsagbar schreckhaft und ich hatte als Argument für Max nur diesen einen Augenblick zwischen uns beiden, den ich meiner Familie mit Worten nicht wirklich erklären konnte. Nur Svenja war glücklich und sie half Max in der ersten Zeit sehr, trotzdem hat es lange gedauert, bis Max sich wirklich zu Hause gefühlt hat.


Vor 4 Jahren lernte ich auf einem meiner Seminare Miriam Arndt-Gabriel kennen. Bei der Vorstellungsrunde erzählte sie über sich und ihre Arbeit - Miriam ist "Die Hundephilosophin". Mich hat ihre Art mit Hunden umzugehen sofort begeistert und ich hätte mir gewünscht, es hätte jemanden wie Miriam gegeben, als Max bei uns einzog. Leider hatten wir beide nicht so viel Zeit zum Reden in den Pausen, denn ich hätte sehr gerne mehr über Miriams Arbeit gehört. So folgte in der Zeit nach dem Seminar ein reger Mail-Verkehr.

Wenn man Miriam über ihre Arbeit schreiben liest, dann kann man in jeder Zeile ihre Wertschätzung für das Lebewesen Hund spüren,  ihre Achtung vor der Seele der Tiere. Auf ihrer Homepage liest man Worte wie "gewaltfrei" und "beziehungsorientiert" - ein Glück für die Hunde und ihre Menschen, die Miriam in Anspruch nehmen können, um Schwierigkeiten mit ihrer Hilfe zu lösen.

 

Miriam hat einen sehr interessanten Blog, auf dem zu luschern sich wirklich lohnt. Sie greift viele Themen rund um Hunde, ihre Menschen und Training auf oder teilt einfach ihre Gedanken.

Eine ihrer ethischen Grundannahmen lautet :"Die grundlegende Unfreiwilligkeit und Unfreiheit des Hundes, über sein Leben zu entscheiden, verpflichtet uns dazu, ihm zu ermöglichen, in diesem Rahmen ein gutes Leben zu führen."

 

Ein Hundetraining, welches auf die Seele der Hunde achtet und versucht, die Wünsche des Menschen mit den Bedürfnissen des Hundes in Einklang zu bringen, ist in der unüberschaubaren Hundetraining-Szene ein Geschenk. Mich gruselt es, wenn ich im TV  einem selbsternannten Hundeflüsterer zusehen muss und auch einige, von mir erworbene Bücher über die Möglichkeiten mit Hunden zu kommunizieren, haben mir eher die Nackenhaare hochstehen lassen, als mich zu begeistern. Wie gut tut es da, dass es Menschen wie Miriam gibt.

Machen Sie sich die Mühe und lesen Sie sich durch den Blog der Hundephilosophin - wenn Sie nicht nur einen Seelenhund haben wollen, sondern auch an die Hundeseele denken, dann finden Sie dort viel wissenswertes.

 


Bei der sehr verletzten Seele von Max hätte ich gerne auf Miriams Wissen zurückgegriffen, aber es gab die Hundephilosophin zu diesem Zeitpunkt noch nicht. So ist die Geschichte meines Seelenhundes eine Geschichte über Zufall, Vertrauen, gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen, Erfolg und Mißerfolg und die Magie unserer Beziehung. Sie wird begleitet vom Duft der Vanille, von Benzoe und Neroli - für Max und mich sind diese Öle Seelenschmeichler.....